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Stadt Freilassing
 

10 Jahre nach dem Hochwasser

Das Hochwasser im Jahr 2013 brachte über Freilassing das größte Ausmaß an Verwüstung der Nachkriegszeit. 

Im Gegensatz zur Nachrichtenlage war der Anblick am Sonntagmorgen, 2. Juni 2013, von nahezu gespenstischer Stille. Am Ortsausgang Mitte Richtung Salzburg gab es kein Weiterkommen. Das braungefärbte Wasser strömte vom Osten kommend mit fließender Ruhe breit über die Straße und bahnte sich seinen Weg, als sei das nie anders gewesen. Über die Flächen bis zum Aumühlweg und zur Badylon-Sportanlage floss das Wasser.

Das Jahrhunderthochwasser begann sich bereits herumzusprechen und ab Mittag standen immer mehr Menschen sprachlos vor den Fluten – im Bewusstsein, einen in Freilassing so noch nie da gewesenen Anblick vor sich zu haben. Bis zum Hagenweg im Freilassinger Norden gelangten die Wassermassen.

Feuerwehren und Hilfsorganisationen waren am Katastrophentag ab den frühen Morgenstunden im Einsatz, um die Menschen im Bereich Heideweg und Umgebung mit Booten aus rund 70 Häusern zu retten. Der Wasserpegel kletterte in den Morgenstunden langsam und unaufhaltsam immer höher, geparkte Autos und Häuser waren vom Wasser eingeschlossen, Tiefgaragen geflutet. Aus der Saalachau brachten Pferdefreunde zum Teil schwimmend ihre Tiere in Sicherheit. Helfer brachten die Menschen aus dem überschwemmten Gebiet in die rasch eingerichtete Sammelstelle ins Rathaus, wo das Bayerische Rote Kreuz im Laufe des Tages rund 160 Menschen versorgte und psychologisch betreute.

Die Rettungskräfte, die zum Teil aus ganz Bayern kamen, waren an allen Ecken der Stadt im Einsatz. Nicht nur im Osten hatten Wassermassen für weiträumige Überflutungen gesorgt, auch die Kleine Sur machte im Westen und im Nordwesten zunehmend Probleme. Auf Höhe Freibad Brodhausen stemmten sich Einsatzkräfte mit Barrieren aus Sandsäcken gegen die Fluten, um wenigstens diese Straße nach draußen freizuhalten und die Freibadtechnik zu schützen – mit Erfolg.

Der Schaden, den das Hochwasser anrichtete, bezifferte das Wasserwirtschaftsamt im Nachhinein mit fast 100 Millionen Euro. Der Freilassinger Anzeiger berichtete am nächsten Tag von 500 gestrandeten Zug-Reisenden, die in der Notunterkunft der Berufs- und Knabenrealschule untergebracht werden konnten. Einige von ihnen mussten dort übernachten, da die Bahnlinien München-Freilassing-Salzburg und Freilassing-Bad Reichenhall gesperrt waren.

Die Bundesstraße 20 war zwischen den Anschlussstellen Nord und Süd samt Knoten Mitte nicht mehr passierbar. Mit vereinter Kraft konnte ein vollständiger Ausfall der Anlage verhindert werden. Drei Tage später berichtete der Freilassinger Anzeiger: „Nicht der Mühlbach, wie es bisher hieß, sondern wohl doch die Saalach dürfte die Überschwemmungen am Sonntag im Freilassinger Osten ausgelöst haben.“ Dies habe die Auswertung von Luftaufnahmen ergeben. Das Wasser dürfte sich demnach an der Eisenbahnbrücke aufgestaut haben und in Richtung Freimann geflossen sein. Wiederum einige Tage (8. Juni 2013) später war in der Zeitung zu lesen, dass die Wassermassen vom Auwald kamen und bereits in Bruch bei der Grenze zu Ainring ihren Ausgang genommen haben dürften: „Der Fluss (die Saalach, Anm.) ist nicht nur an einer Stelle, sondern auf fast der gesamten Länge von Bruch bis zum Kraftwerk aus seinem Bett getreten.“

Ein Mann konnte am Tag des Jahrhunderthochwassers gerade noch gerettet werden, als er sein Auto aus der Tiefgarage bringen wollte. Wie durch ein Wunder forderte die Flutkatastrophe kein Menschenleben.

Am Montag, 3. Juni 2013, war das Bild fast ebenso unglaublich wie einen Tag zuvor: Dem Tag des Hochwassers folgte der erste von mehreren heißen Sommertagen, die Fluten waren nahezu verschwunden, nur vereinzelt erinnerten noch Pfützen und kleinere Seen an die großflächige Überschwemmung vom Vortag.

Der Flut folgte die Welle der Hilfsbereitschaft

Wie so oft in der Geschichte Freilassings zeigte sich bei der Hochwasser-Katastrophe die unglaubliche Hilfsbereitschaft und Stärke der Stadt, rasch und unkompliziert die Ärmel hochzukrempeln. 

Alle Menschen, die aus ihren Häusern gerettet werden mussten und am Sonntag in der Notunterkunft im Rathaus gestrandet waren, fanden noch am gleichen Tag eine Bleibe bei Familienangehörigen und Bekannten. Die Stadtverwaltung koordinierte die Hilfsangebote der Bevölkerung aus Stadt und Umland und vermittelte an Menschen, die nicht in ihre Wohnungen zurückkehren konnten, in der Folgezeit auch längerfristige Unterkünfte. Menschen jeglicher Altersgruppen kamen sogar aus umliegenden Gemeinden und leisteten Nachbarschaftshilfe bei den Aufräumarbeiten.

Die Einsatzkräfte der Organisationen waren noch tagelang mit den Aufräumarbeiten im Einsatz, die Bundeswehr stellte Soldaten zur Unterstützung. Probleme bereiteten im Bereich Heideweg vor allem aufgeschwemmte Öltanks und Heizöl im Wasser. Der Geruch von Öl lag mehrere Wochen lang in der Frühsommerhitze über der Siedlung.

Die Stadt Freilassing betrieb im Werk 71 von Mitte Juni bis Oktober eine Hilfsstation, in der sie die Hochwasseropfer täglich mit Essen versorgte, Hilfsangebote wie Wäsche waschen und Sachspenden koordinierte. Viele Betroffene waren auch einfach nur froh, sich mit anderen treffen und austauschen zu können.

Organisationen wie die Caritas, die Arbeiterwohlfahrt und das Bayerische Kreuz waren als Partner dabei. Hinzu kam die beeindruckende Zahl von 350 Freiwilligen und ehrenamtlich engagierten Menschen aus Freilassing und Umgebung, mit deren Unterstützung das Hilfsangebot jeden Tag gewährleistet werden konnte. Auch Organisationen, Schulen und Firmen beteiligten sich. Die Spendenbereitschaft sowohl von Privatleuten als auch von Firmen war groß. Unter dem Titel „After the Flood“ gab es am Rathausplatz ein Benefizkonzert, ein weiteres folgte in der Lokwelt.

Hochwasserschutz

Die Hochwasserkatastrophe veranlasste die Stadt Freilassing und den Freistaat Bayern mit seinen verschiedenen Behörden, das Risiko einer großflächigen Überschwemmung in Zukunft nach Möglichkeit zu verhindern oder zumindest zu minimieren. Weil die Saalach ein Grenzfluss ist, mussten deutsche und österreichische Behörden beteiligt werden.

Die Stadt reagierte mit verschiedenen kurzfristigen Maßnahmen auf das Jahrhunderthochwasser. Eine sogenannte Froschklappe am Saalbach zum Beispiel, der in den Mühlbach mündet, vermeidet nun einen Rückstau und ein mobiler Dämmbalken an der Rad-Fußwegunterführung an der B20 zum Heideweg dichtet im Katastrophenfall in wenigen Minuten ab. Der erhöhte Wirtschaftsweg entlang der B20 sieht wie ein Damm aus und verhindert, dass der Mühlbach auf die B20 und dahinter liegende Siedlungen überläuft. Wegen der Bauarbeiten für das dritte Gleis zwischen Freilassing und Salzburg wurden südlich der Bahnlinie Spundwände in den Boden gerammt.

In den Jahren 2013 bis 2020 setzte das Wasserwirtschaftsamt Traunstein das Projekt „Hochwasserschutz Freilassing“ für den Ortsteil Freimann um. Um die Grundwasserverhältnisse nicht zu verschlechtern, musste der Untergrund abgedichtet werden. Der neue Hochwasserschutzdeich verläuft vier Meter hoch auf fast einem Kilometer Länge parallel zur Bundesstraße zwischen Göllstraße bis zum Bahndamm und von dort parallel bis zum Saalach-Ufer.

Text: Tanja Weichold aus dem Buch „Freilassing im 21. Jahrhundert – Entwicklung einer jungen Stadt“ (erhältlich im Buchhandel)

Bürgermeister Markus Hiebl war zu jener Zeit Sachgebietsleiter des städtischen Hochbauamtes und privat selbst vom Hochwasser betroffen. Er schildert seine Eindrücke zum Hochwasser, das für ihn Risiko und Chance zugleich bedeutete:

Für viele Freilassinger war das Erwachen am 2. Juni 2013 ein Schreck und wurde schnell zum Schock oder gar zur Tragödie. Überflutete landwirtschaftliche Wiesen und vollgelaufene Keller waren erste Anzeichen für das unbeschreibliche Ausmaß der Katastrophe, die noch folgen sollte. Natürlich sorgten sich die meisten Menschen erst noch um ihr eigenes Hab und Gut und versuchten mit „primitivsten“ Mitteln, die Kellertüren und Fenster zu sichern. Dennoch wurde schnell klar: Das half nichts mehr.

Nun war plötzlich Verzicht gefragt – was brauch ich noch – was nicht? Was ist mir wichtig? Was gehört zu meinem Leben, zu meiner Geschichte?

Menschen suchten ihre notdürftigsten Kleider und Utensilien zusammen und achteten damit nicht auf viele wichtige persönliche Dinge – Fotos, Briefe, Versicherungen, vielleicht sogar der Familienschmuck, der über Generationen weitergegeben wurde. Plötzlich war das Menschenleben wichtiger als alles andere! Was macht die Nachbarin in der Souterrainwohnung – schläft die noch? Ist noch irgendwer im Keller?  

„Wir müssen sie jetzt evakuieren, sie müssen jetzt Ihr Hab und Gut verlassen“ hörten 170 Freilassingerinnen und Freilassinger von den zahlreichen Hilfskräften der Wasserwachten, der Feuerwehren, des THW, der Bundeswehr und der Landes- und Bundespolizei. „Wörter, die mir persönlich nicht mehr aus dem Gedächtnis gehen. Zum Glück – wir hatten in Freilassing keine Toten zu beklagen“, erzählt Bürgermeister Markus Hiebl. Es waren Sachschäden, Vermögensschäden und persönliche Schäden, die die Freilassinger tragen mussten. Fast 100 Mio. Euro wurde später dargestellt. 

Nach der Katastrophe folgten für die Betroffenen Erst- und Nachversorgung mit warmen Kleidern, Essen und Trinken – und barmherzigen und aufmunternden Worten von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern. Eine Nacht im Ungewissen – und danach? Was war passiert, wie hoch ist der Schaden, wie geht´s weiter? Viele Fragen waren offen…

Was dann folgte war der Wahnsinn – Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt an allen Ecken und Enden. Aufräumen, Saubermachen, Müll sammeln, Strom wiederherstellen, Keller auspumpen – und Schaden bilanzieren. Alles war plötzlich verloren – untergegangen, verdreckt, verschmiert, verklebt – einfach unbrauchbar und nach Heizöl stinkend. 

Auch der Erholungspark Badylon war damals betroffen. Ich erinnere mich noch an die ersten Gedanken, die uns durch den Kopf gingen, als wir am 3. Juni die Schäden der Anlage erstmalig begutachteten. 

Können wir das nochmal reparieren und wieder in Betrieb nehmen? Was ist, wenn nicht? Vor Kurzem war erst die Schwimmhalle, das Turnhallendach und die Schwimmbecken generalsaniert worden – und jetzt? 

Zurückblickend steht für mich das Jahr 2013 – das Jahr mit und nach dem Hochwasser - für diese Attribute:

Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Gleichbehandlung, Entschlossenheit, Zusammenarbeit und Konsequenz

Diese Attribute konnten nur durch den Einsatz der über 1.000 Hilfskräfte und der unzähligen Ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer erreicht werden. 

Die Hilfsbereitschaft, teils fremden Menschen Unterschlupf, Essen und Trinken anzubieten – viele auch in privaten Zimmern oder Ferienwohnungen. Jeder half jedem beim Aufräumen und saubermachen – alle hatten das gleiche Ziel – es war Aufbruchsstimmung.

Die Behörden waren gefragt wie nie – was ist die Lehre aus dem Hochwasser, wie geht´s weiter? Entscheidungen mussten gefällt werden – ziemlich schnell. Schnell wurde 2013 auch entschieden, den Hochwasserschutz für Freilassing auszubauen. Eine Aufgabe, die nur durch die pragmatische und ergebnis- und lösungsorientierte Zusammenarbeit von der Stadt Freilassing, dem Landkreis, dem Wasserwirtschaftsamt Traunstein, dem Freistaat Bayern und Stadt und Land Salzburg so schnell und erfolgreich umgesetzt werden konnte. Das Badylon neu zu bauen, wurde 2014 entschieden – keine einfache Entscheidung, wie man sich denken kann.

Wichtige Aufgaben waren auch das Aufräumen und Müll entsorgen – keine Verunreinigungen und keine Krankheiten! Übergangslösungen und Absperrbauwerke wurden geplant und gebaut. Die Planungen für den Hochwasserdamm und das Badylon gingen weiter.  Die Behörden zeigten, dass sie es können – mit Zusammenarbeit und Konsequenz! Am 14. September 2019 – Einweihung der neuen Sport- und Freizeitanlage Badylon und am 24. Oktober 2019 – Einweihung der Hochwasserschutzanlage. Alles innerhalb von sechs Jahren! Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dies ein Kraftakt war und ist. 

Die Verteilung von 740.000 Euro Spendengeldern – auch mit Hilfe der regionalen Geldinstitute - wurde erst 2022 abgeschlossen, weil Versicherungsfälle lange dauerten. 

Heute blicken wir nach 10 Jahren auf die Ereignisse zurück und sind dankbar, dass die Situation dank der engagierten Einsatzkräfte und Helfer sowie vieler Ehrenamtlichen und den Behörden gemeistert werden konnte. 

Wir haben uns danach und auch heute die Frage gestellt: Was können wir in Zukunft besser machen? Mit Blick auf noch künftige Herausforderungen und Aufgaben möchte ich diese Frage mit einem Wunsch beantworten:

Ich wünsche mir, dass Freilassing auch künftig bei größeren Vorhaben genauso zusammenarbeitet, wie während und nach dem Hochwasser. Zusammenhalt ist eine unserer Stärken – das sollten wir uns beibehalten.

Feuerwehrkommandant Rochus Häuslmann erinnert sich:

„Die Koordination der Einsatzmaßnahmen an den unzähligen Einsatzstellen und der unzähligen Helfer aus ganz Bayern und Österreich war eine der größten Herausforderungen des Einsatzes. Für die Feuerwehr Freilassing war das wohl der längste Einsatz in der Nachkriegszeit“, erzählt Feuerwehrkommandant Rochus Häuslmann. Emotional schwierig sei der Umgang mit Bürgern gewesen, die alles verloren hatten, „aber auch die negativen Erfahrungen mit Bürgern, die Unverständnis für Straßensperren und andere Maßnahmen hatten, sind bei mir hängengeblieben“, so der Feuerwehrkommandant. „Was auf jeden Fall beeindruckend war, war das Engagement der Feuerwehr Freilassing. Angefangen von der Jugend bis hin zu unseren Rentner - alle waren da“, erinnert sich Häuslmann, „die Hilfsbereitschaft und das zusammenhalten in Freilassing und weit über die Stadtgrenzen hinaus sowie das Verständnis der Arbeitgeber für die Freistellung von Personal. Hut ab!“ Besonders positiv in Erinnerung geblieben sei die Zusammenarbeit mit allen beteiligten Organisationen und der starke Zusammenhalt in Freilassing, berichtet Rochus Häuslmann, „Feuerwehr und Katastrophenschutz sind notwendig und müssen daher zeitgemäß ausgestattet sein.“

Ehemaliger Vorsitzender und Einsatzleiter der Wasserwacht Freilassing – Ainring, Peter Graf, zum damaligen Einsatz:

„Als größte Herausforderung gestaltete sich für uns die schiere Menge an Einsatzstellen und betroffenen Personen. Auch die zu diesem Zeitpunkt wenig vorhandene Erfahrung mit Hochwassern und die Dauer des Einsatzes stellte sich als schwierig dar“, berichtet Einsatzleiter Peter Graf von der Wasserwacht Freilassing-Ainring. „Als Folge wurde in den letzten Jahren durch die Durchführung von Lehrgängen und Übungen die Schlagkraft der Wasserwacht Bayern landesweit erhöht“, so Graf.

„Am Meisten bewegte uns die Hilfsbereitschaft der Freilassinger. Sei es bei der spontanen Bereitstellung von Übernachtungsmöglichkeiten, der Versorgung der Einsatzkräfte mit Getränken, oder der Bildung von Fahrgemeinschaften, nachdem der Zugverkehr auch in Freilassing zum Stehen kam,“ blickt der ehemalige Vorsitzende der Wasserwacht auf die Ereignisse zurück. „In positiver Erinnerung geblieben sind die zahlreichen Erfahrungen, die wir während des Einsatzes gemacht haben. Insbesondere, da es letztlich zu keinen Personenschäden kam.“

Die Beseitigung der Schäden wäre ohne die Hilfe der Bundeswehr kaum möglich gewesen. Hauptfeldwebel Dominic Göttfert des GebirgsjägerBataillon 231 aus Bad Reichenhall war damals vor Ort:

„Die Masse des Bataillons befand sich zu diesem Zeitpunkt im Auslandseinsatz in Afghanistan. So blieben nur wenige Kräfte zurück, die den Heimatbetrieb aufrecht hielten“, erzählt Hauptfeldwebel Dominic Göttfert. „Die größte Herausforderung war schlicht die nicht vorhandene Ausrüstung! Klar hatten wir Besen und Wasserabzieher dabei und auch sonstiges Material wie Schaufeln aber in Freilassing kämpfte man ja von Beginn an gegen ‚kontaminiertes‘ Wasser mit Heizöl und Schlamm, während vielerorts das saubere Grundwasser die Keller volllaufen ließen.“ Sogar Gummistiefel mussten erst im Baumarkt gekauft werden, wie sich Göttfert erinnert. „Wir packten an wo und so lange es ging, eigentlich immer so lange bis die Augen vom Heizöl und den aufsteigenden Dämpfen wieder brannten. Aber dann stieg halt der Nächste in den Keller und man machte kurz mal andere Aufgaben an der frischen Luft.“ Die Vielzahl von Einzelschicksalen bewegt ihn noch heute: „Im Heideweg, dort wo es ja besonders schlimm war, war eine junge Frau, die - während wir gerade zusammen mit der Feuerwehr das Haus ausräumten - ihr Brautkleid voller Schlamm in der Hand hielt und weinte, weil sie das Kleid eine Woche später zur Hochzeit tragen wollte.“ 

„Wir haben aber auch viel Positives mitgenommen. Die Dankbarkeit und die Erleichterung der Menschen, denen man - egal wie und egal mit welcher Hilfsorganisation - helfen konnte, sind Grund genug, dies jederzeit wieder zu tun“, ist sich der Hauptfeldwebel sicher. Gespräche mit den Freilassinger Bürgerinnen und Bürgern hätten gezeigt, dass die Militärpräsenz gut wahrgenommen wurde. „Wir waren schlichtweg da wo sie uns brauchten und wir haben gemeinsam mit ihnen angepackt. Durch die vielen helfenden Hände, gerade beim Ausräumen der Möbel, hat für ein schnelleres Ende der Aufräumarbeiten gesorgt. Dadurch konnten sich die anderen Hilfsorganisationen um ihre Aufgaben wie Keller auspumpen, Öl abscheiden oder Infrastruktur wiederherstellen, kümmern.“

Zahlen zur Hochwasserkatastrophe in Freilassing

  • Etwa 200 Häuser waren vom Hochwasser betroffen: Keller und/oder Wohnungen waren überschwemmt bzw. drang Grundwasser in den Keller ein.
  • Aus 70 Häusern mussten 170 Personen von den Hilfskräften evakuiert werden; insgesamt mussten etwa 250 Personen ihre Häuser verlassen.
  • Rund 1.000 Einsatzkräfte waren von Sonntag, 2. Juni bis Freitag, 7. Juni im Einsatz, darunter 150 Mann/Frau von der Bundeswehr. Es war auch eine Feuerwehr aus Starnberg und das THW aus Eggenfelden vor Ort.
  • Bei den freiwilligen Helfern (Verwandte, Freunde, Nachbarn, Schüler oder Menschen, die einfach helfen wollten) kann man von mehreren tausend Personen ausgehen.
  • 4.000 Essen wurden für die Betroffenen zwischen 2. und 7. Juni im Rathaus und vor Ort bereitgestellt
  • Anfall an Sperrmüll: ca. 10.000 m²
  • Insgesamt wurden über die Stadt über 740.000 € an Spenden abgewickelt

Unermüdlich war der Einsatz der Hilfskräfte während und nach dem Hochwasser. Beinahe Übermenschliches leisteten die ehrenamtlichen Helfer, die teilweise aus ganz Bayern und Österreich anreisten. Allen voran ist die Freiwillige Feuerwehr Freilassing zu nennen, die für ihre Stadt rund um die Uhr zur Verfügung stand. Foto: FMT-Pictures



Am 2. Juni 2013 traf ein Hochwasser, ausgehend von der Saalach, Freilassing. Ein ganzes Stadtgebiet stand teilweise bis zum 1. Stock unter Wasser. Es brachte über Freilassing das größte Ausmaß an Verwüstung der Nachkriegszeit.



Foto: Gerhard Richter



Foto: Gerhard Richter



Foto: Gerhard Richter



Im Rathaussaal wurden Betroffene der Hochwasserkatastrophe mit Essen und Trinken versorgt. Ehrenamtliche halfen bei der Verteilung von Kleiderspenden – das Engagement der Freilassingerinnen und Freilassinger war beeindruckend.



Die Einsatzkräfte der Organisationen waren noch tagelang mit den Aufräumarbeiten im Einsatz, die Bundeswehr stellte Soldaten zur Unterstützung. Probleme bereiteten im Bereich Heideweg vor allem aufgeschwemmte Öltanks und Heizöl im Wasser.



Riesige Berge an Sperrmüll stapelten sich in den Tagen nach dem Hochwasser auf dem Parkplatz neben der Lokwelt. Existenzen und Erinnerungen wurden hier aus den betroffenen Gebieten zwischengelagert und anschließend entsorgt.



Nach dem Hochwasser folgte eine Welle der Hilfs- und Spendenbereitschaft. Im Oktober 2013 fand in der Montagehalle der Lokwelt ein Benefizkonzert statt. Hauptact war die Freilassinger Band „Asphyxia“ mit Schauspieler Miro Nemec als Sänger und Frontmann.



Im September 2019 enthüllten den Stein mit der Tafel zum Projekt Hochwasserschutz von links: Wasserwirtschaftsamt-Leiter Walter Raith, Regierungspräsidentin Maria Els, Bürgermeister Josef Flatscher, Landtagsabgeordnete Gisela Sengl, 2. Bürgermeister Gottfried Schacherbauer und Landrats-Stellvertreter Rudolf Schaupp.



Mit dem neu errichteten Hochwasserschutz entstanden auch Oasen der Erholung für Mensch und Tier wie hier am Mühlbach hinter dem Hochwasserdamm. Foto: Armin Rainer



Die Au erholte sich nach dem Hochwasser, Wege wurden mit gemeinsamen Kräften wiedererrichtet. Heute erinnert nichts mehr an die Schäden des 2. Juni 2013. Foto: Andi Arnemann



Nach dem Hochwasser folgte der Wiederaufbau. Seit 2019 erstrahlt die Sport- und Freizeitanlage Badylon auf rund 100.000 Quadratmetern in neuem Glanz. Sie stellt eine Bereicherung für die ganze Region dar. Foto: A&P Photography - Adelsberger Christian / Pristl Agnes



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