In Erinnerung an die Opfer des 25. April 1945

24.04.2025
Bombenangriff auf Freilassing am 25. April 1945
Als der Krieg nach Freilassing kam

Am 25. April 2025 ist es achtzig Jahre her, dass Freilassing den wohl schrecklichsten Tag seiner Geschichte erleben musste.

Lange Zeit galt der Rupertiwinkel als ein sicherer Teil des „Reichsluftschutzkellers“, da die Stützpunkte der RAF und USAAF vorerst zu weit entfernt waren, um die sichere Rückkehr der Bomber gewährleisten zu können. Man erfuhr vom Schrecken der Bomberangriffe durch Ausgebombte und Umquartierte, die hier vorläufigen Schutz und Unterkunft fanden.

Erst als die Alliierten Einsatzflughäfen 1944 näher rückten und die US-Bomber mit größerer Reichweite zur Verfügung standen, war es mit der Ruhe und Sicherheit in unserer Heimat endgültig vorbei.

Der Bombenkrieg hat Freilassing bis zu diesem Tag verschont, die Bevölkerung leidet jedoch seit Februar 1945 unter den fast täglichen Tieffliegerangriffen, die zahlreiche zivile Opfer forderten. Die benachbarte Mozartstadt hatte nicht so viel Glück und musste vom 16. Oktober 1944 bis zum 27. Februar 1945 insgesamt 13 verheerende Bombenangriffe, die insgesamt 458 Todesopfer forderten, erleben.

Zwei Bombenangriffe an einem Tag mit über 70 Opfern

An diesem sonnigen 25. April 1945 zwischen 10:58 und 11:03 Uhr greifen insgesamt 109 B-24 „Liberator“ der 8. US-Army Air Force Salzburg wiederholt an. Trotz der schweren Zerstörungen in der Mozartstadt stand allerdings nicht Salzburg im Mittelpunkt des Interesses. Der Obersalzberg, Traunstein, Bad Reichenhall, Hallein und Freilassing waren an diesem Tag die Ziele, damit haben wohl so kurz vor dem nahen Kriegsende die wenigsten Bewohner gerechnet, man hoffte, die letzten Tage des Großdeutschen Reiches halbwegs unversehrt zu überstehen.

In Freilassing griff die 416. Bombardement Group der 9. US-Army Air Force mit ihren 38 Flugzeugen aus Frankreich kommend kurz nach 17 Uhr das Heereszeugamt an und vernichteten es bei diesem Überraschungsangriff. Drei ausländische Arbeiter und zehn Soldaten bezahlen diesen Angriff mit ihrem Leben, doch der Schrecken war noch nicht vorbei.

Um 22 Uhr wurde in Salzburg Fliegeralarm ausgelöst, aufgrund mangelnder oder nicht ausreichender Luftschutzeinrichtungen suchten die Freilassinger Sicherheit im Kanal, der bald keine Menschen mehr aufnehmen kann. Der verbleibende Rest der Schutzsuchenden, Mütter mit ihren Kindern, alte Männer und Frauen glauben in den nahen Auwäldern vor den sich nähernden Bombern sicher zu sein.

Die ersten „Christbäume“ tauchen Freilassing in gleißendes Licht und die Markierungsbomben fallen ins Zielgebiet, der tödliche Angriff begann. 82 aus Italien kommende britische und amerikanische Bomber legen in 10 Minuten Freilassing in Schutt und Asche, die Flucht in die Au erweist sich als tödlicher Irrtum, denn die Fehlwürfe einiger Bomber landen in diesem unverbauten Gebiet.

Spätere Luftbildauswertungen haben die traurige Tatsache an das Tageslicht gebracht, dass über 50% der abgeworfenen Bomben über 300 Meter weit entfernt von tatsächlichen Ziel einschlugen und das gewünschte Gebiet nicht trafen.

Freilassing hatte bei diesem zweiten sinnlosen Angriff insgesamt 63 Todesopfer zu beklagen, eine wirkliche militärische Notwendigkeit gab es für diesen Bombenangriff nicht.

Die große Zahl der Bombenopfer führte dazu, dass die Toten in einem Sammelgrab auf dem Friedhof in Salzburghofen bestattet wurden, obwohl noch im Februar 1944 die Beisetzung von Bombenopfern in Massengräbern durch Adolf Hitler streng untersagt wurde, denn dies gleiche Ausrottungsschicksalen, die den Feinden zugedacht war.

Mahnmal für die Schrecken des Krieges – Gedenktafel für eines der letzten Kriegsopfer in Freilassing

Auch die Erschießung des Amerikanischen US-Air Force Captains Chester E. Coggeshall am 16. April 1945 durch den damaligen Freilassinger Bürgermeister August Kobus war kein Grund für die Zerstörung Freilassings. Es sollte vielmehr in erster Linie die totale Luftherrschaft der Alliierten demonstriert werden, weiters wollte man durch die Angriffe auf Freilassing, Traunstein, Bad Reichenhall und Hallein die Deutschen Nachschubwege aus Angst der Alliierten vor der nicht vorhandenen „Alpenfestung“ zerstören.

Was die meisten Freilassinger vergessen haben oder nicht wissen: Die letzte Ruhestätte der Freilassinger Bombenopfer liegt nur einige Schritte von der Grabstelle des am 16. April 1945 erschossenen Amerikaners, der seine letzte Ruhe nach einer langen Reise auf dem Friedhof in Framlingdale/Long Island im Staate New York gefunden hat.

An der Stelle, wo der Pilot Chester E. Coggeshall bis zu seiner Exhumierung am 11. Mai 1945 bestattet war, wurde am 16. April 2015 eine Gedenktafel für dieses weitere sinnlose Opfer angebracht. Diese kleine Gedenktafel soll uns daran erinnern, dass sich solche Geschehnisse nicht wiederholen dürfen, sie soll ein regionaler Beitrag zur Völkerverständigung, zur Versöhnung ehemaliger Kriegsgegner sein und was vielleicht am allerwichtigsten ist: eine Mahnung gegen den Krieg.

Jan Diblik / Stadtmuseum

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